Der deutsche Epidemiologe Ulrich Keil fordert gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern die Ständige Impfkommission (Stiko) auf, „ihre Empfehlung bezüglich mRNA-Impfstoffen zurückziehen beziehungsweise bei den aktuell anstehenden Empfehlungen zu den Omikron-Impfstoffen, die ja auf derselben mRNA-Plattform beruhen, zu berücksichtigen.“ Keil beruft sich auf eine US-Studie von Forschern der University of Maryland zu schweren Nebenwirkungen durch die mRNA-Covid-19-Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer.
„Eine neue Studie zu schweren Nebenwirkungen der mRNA-Covid-19-Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer zeigt mehr Schaden als Nutzen durch die Impfung“, schreibt die Berliner Zeitung. „Es ist eine Re-Analyse der Zulassungsstudien von Pfizer und Moderna, auf die sich der Epidemiologe und Sozialmediziner Ulrich Keil bezieht. Keil ist emeritierter Professor der Uni Münster. Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehörten zu den zentralen Themen seiner Arbeit; von 1973 bis 2012 war er Berater der Weltgesundheitsorganisation (WHO), zudem war er Vorsitzender des Weltverbands der Epidemiologen, der „Europäischen Region der International Epidemiological Association“. Er hat schon früh den Umgang mit der Corona-Pandemie in Deutschland in Frage gestellt und sieht Corona-Impfungen seit langer Zeit kritisch.“
Schwere Nebenwirkungen nach wiederholter Corona-Impfung? Klingt nach starkem Tobak, so die Berliner Zeitung. Keil erklärt: Die Wissenschaftler um Greenland haben Impf-und Placebogruppe verglichen und „das Auftreten schwerer Nebenwirkungen anhand der standardisierten Liste der Brighton Collaboration für Impfstoffstudien untersucht“, so Keil. Das Ergebnis: „Nach besagter Beobachtungszeit von zwei Monaten übertraf das Risiko einer schwerwiegenden Nebenwirkung für beide mRNA-Impfstoffe den Nutzen, nämlich die Risikoreduktion der Hospitalisierung bei positivem PCR-Test, im Vergleich zur Placebogruppe. In der Moderna-Studie erlitten 15,1 von 10.000 geimpften Teilnehmern eine schwere Nebenwirkung. Dagegen wurde das Risiko eines schweren Verlaufs nur um 6,4 pro 10.000 geimpfte Teilnehmer im Vergleich zur Placebogruppe verringert. In der Pfizer/BionTech-Studie war das Risiko einer schweren Nebenwirkung mit 10,1 pro 10.000 höher als die Risikoreduktion für eine Hospitalisierung aufgrund von Covid-19 im Vergleich zur Placebogruppe mit 2,3 von 10.000 Teilnehmern. Beide Studien zusammen weisen ein um 16 Prozent erhöhtes Risiko einer schweren Nebenwirkung nach mRNA-Impfung auf.
Den deutlichen Abstand zu den öffentlichen Zahlen des Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das Institut geht bei den Impfungen von 0,02 Prozent schweren Impfnebenwirkungen aus, erklärt Keil u.a. damit, dass „Spontanmeldesysteme von Nebenwirkungen eine hohe Untererfassungsrate aufweisen.“
Warum wird all das erst jetzt bekannt? Keil: .. „die Auswertungen der unabhängigen Wissenschaftler unterscheiden sich von denen der Hersteller und der Zulassungsbehörde bei den Kriterien ‘vollständig geimpft‘ und Beobachtungszeitraum. Die Re-Analyse bezieht sich demnach „auf Studienteilnehmer, die zweimal geimpft wurden und mindestens zwei Monate Beobachtungszeit nach der zweiten Dosis beitrugen.“ Ganz anders bei Herstellern und Zulassungsbehörden: Die „schlossen auch diejenigen Studienteilnehmer ein, die nur eine Dosis erhalten hatten und damit eine viel kürzere Beobachtungszeit aufwiesen. Der so vergrößerte Nenner führt zu einer rechnerischen Verminderung des Nebenwirkungsrisikos.“
Keil kritisiert scharf, dass die Zulassungsstudien „nach nur zwei Monaten entblindet wurden“. Das mache es unmöglich, Langzeitrisiken „nach den Regeln guter wissenschaftlicher Praxis einschätzen“. Dennoch seien auch schon die vorliegenden „Zwei-Monats-Daten aussagekräftig genug, um hier intensiv nachzuforschen.“ Dafür müssten die Hersteller allerdings „alle randomisierten Studiendaten offenlegen, das heißt Zugang zu den individuellen Teilnehmerdaten in Impf-und Placebogruppe gewähren.“ Das tun sie aber nicht, beklagt Keil, die Hersteller haben diese Daten auch fast zwei Jahre nach Beginn der Impf-Kampagne immer noch nicht zugänglich gemacht. Sie seien aber notwendig, um etwa zu untersuchen, „ob Betroffene nicht nur eine, sondern vielleicht zwei oder drei Nebenwirkungen hatten und ob es bestimmte Untergruppen gibt, in denen das Risiko besonders hoch ist.“
Der bisherige Umgang mit Menschen, die an schweren Impf-Nebenwirkungen litten, sei „mehr als unbefriedigend“, sagte Keil der „Berliner Zeitung“; „Oft wurden sie als Simulanten hingestellt und ein möglicher Zusammenhang ihrer Symptome mit der Impfung nicht weiter untersucht oder als Long Covid fehlgedeutet. Ich hatte auch Menschen mit schweren Impfnebenwirkungen im Umfeld und frage mich schon lange, wie man den Zusammenhang nicht sehen kann.“
Würde die von ihm geforderte Rücknahme durch die Stiko nicht zu überlasteten Krankenhäuser führen. Keil: „Angesichts der massiven Schließungskampagne von Krankenhäusern in Deutschland, die in der Corona-Zeit ungehindert fortgeschritten ist, sind meines Erachtens eher strukturelle Versorgungsprobleme für regionale Engpässe verantwortlich.“, schießt Keil gegen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Kommentare
Jürgen Kaiser schrieb um 05:45 Uhr am 28.10.2022:
Sven Schreiner schrieb um 16:26 Uhr am 02.10.2022:
Uwe Carl schrieb um 15:07 Uhr am 21.09.2022:
7 Tage nach dem Boostern erlitt ich eine plötzliche Bewußtlosigkeit, danach Erbrechen und Durchfall. Wiederum im Krankenhaus wurde keinerlei Befund erkannt. Geblieben und nun offenbar dauerhaft ist eine teilweise Lähmung der Zunge, die auch nach 3-monatigem Training mit einer Logopädin nicht beseitigt werden konnte. Eine von mir 2x an die Stiko abgegebene Meldung blieb ohne jede Reaktion. Welchen Beitrag kann ein medizinischer Laie auch schon zu medizinischen Erkenntnissen leisten?
Eberhard Kühne schrieb um 10:29 Uhr am 14.09.2022:
Es gab aber viele Menschen, die aufgrund welcher Motive auch immer die Impfungen ablehnten und auch dagegen demonstrierten. Diese wurden massiv verunglimpft. Hier muss die Politik die freie Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger grundsätzlich anerkennen. Heute denke ich, die geschätzt 30.000 bis 40.000 Todesfälle pro Jahr aufgrund multiresistenter Krankenhauskeime in Deutschland sind das größere Problem. Und der Abbau von Krankenhauskapazitäten im Verlaufe der Pandemie ist der eigentliche Skandal!