Eigentlich könnte alles schön sein. Mit 18 Premieren, darunter sechs für Kinder und Jugendliche, geht das Hans-Otto-Theater in die Spielzeit 2023/24. Die wird - sozusagen pandemiebefreit - reibungslos ablaufen können. Und die Zuschauer sind bereits jetzt “sehr schnell und sehr treu ins Haus geströmt”, wie Intendantin Bettina Jahnke kürzlich bei einer Pressekonferenz erzählte. Über 80 Prozent Auslastung ist die stattliche Zahl in den Vorstellungen. Doch das reicht nicht: Die Coronazeit hat ihre Spuren hinterlassen und so macht die finanzielle Situation dem Theater ordentlich zu schaffen. “23/24 werden wir gut über die Runden kommen”, so Bettina Jahnke. Doch 2025 droht ein Defizit von über einer Million Euro - und damit auch die Gefahr der Insolvenz.
“Das ist allen bekannt. Die Politik wurde im Februar im Verwaltungsausschuss informiert”, berichtet die Intendantin weiterhin. Die extreme finanzielle Schieflage trifft die gesamte Kulturszene “Wir schauen mit einem getrübten Blick in die Zukunft. Es wird eine Strukturdebatte geben.” Die Summe sei auch nicht über eine Erhöhung der Eintrittspreise auszugleichen, auch wenn die für die Spielzeit 2024/2025 bereits angekündigt wird.
2023/2024 soll es jedoch erst einmal so bleiben, wie gewohnt. Das Jahr steht immer noch unter dem Tenor der “Re-Aktivierung der Kultur”. Dazu hat sich das Hans-Otto-Theater eine spezielle Kampagne ausgedacht und sein Ensemble auf die Straßen geschickt. Unter dem Motto “Wir besuchen euch - ihr besucht uns” sind die derzeit 23 Ensemblemitglieder ausgeschwärmt, um Menschen zu treffen, die bisher noch gar keine Beziehung zum Theater haben. Sie lernen einander kennen, lassen sich aufeinander ein und besuchen später zusammen „ihre“ Vorstellung.
“Ich freue mich, wenn wir weiter in die Stadt hinausgehen”, sagt Bettina Jahnke daher auch und verweist in diesem Zusammenhang auf die “SchauSpielFenster”. Die läuten am 9. September von 13 bis 15.30 Uhr den Countdown für die neue Saison ein. Am theatralen Stadtspaziergang entlang der Brandenburger Straße und einiger Querstraßen ist das gesamte Ensemble beteiligt, um die neuen Stücke in kleinen Szenen und musikalischen Beiträgen vorzustellen.
“Mephisto” nach dem Roman von Klaus Mann macht in der Regie von Sascha Hawemann am 22. September im Großen Haus den Auftakt. Am Tag darauf folgt in der Reithalle Nora Abdel-Maksouds rasante Zeitgeist-Komödie “Jeeps”. Zudem können sich die Besucher auch auf die berühmte Mörderinnen-Groteske “Arsen und Spitzenhäubchen”, Roland Schimmelpfennigs “100 Songs” und vieles mehr freuen.
Besonders hervorheben ist zudem die Produktion “eure paläste sind leer” (all we ever wanted) von Thomas Köck. Im Rahmen des Förderprogramms „Zero“ der Kulturstiftung des Bundes wird versucht, die Inszenierung klimaneutral zu produzieren. “Nachhaltiges Arbeiten ist uns wichtig”, macht Bettina Jahnke klar. Ziel ist es, langfristige Lösungen zu entwickeln, um anders zu arbeiten, etwa durch das Recycling von Stoffen und Materialien.
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