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Verwaltungsgebäude wird zur temporären Flüchtlingsunterkunft / Zunächst 75 Plätze ab August

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 02.06.2023 / 18:01 Uhr von pre
Es war eine ruhige Anwohnerversammlung am Donnerstagabend im “Treffpunkt Freizeit”. Hier informierten Oberbürgermeister Mike Schubert und diverse andere städtische Vertreter über die geplante Unterbringung von Geflüchteten im Haus 2 auf dem Verwaltungscampus der Landeshauptstadt. Die Anwohner - so brachte es ein Teilnehmer später auf den Punkt - sorgten sich dabei mehr um die Probleme, die die Geflüchteten haben, als um die Probleme, die sie verursachen könnten. Ideal ist das Haus 2 nämlich nicht, um Menschen als Unterkunft zu dienen. Aber es wird dringend gebraucht. 

Das Problem bleibt bestehen: Potsdam muss auf Bitten der Landesregierung in diesem Jahr noch 1.500 weitere Geflüchtete aufnehmen. 1.000 zusätzliche Plätze müssen daher geschaffen werden, 500 sind bereits verfügbar. In Haus 2 sind in diesem Jahr 150 Plätze angedacht, ab Sommer 2024 150 weitere als “Notreserve” möglich.
Das Haus 2 ist ein fünfgeschossiges Verwaltungsgebäude aus den 80er-Jahren. Es steht auf dem Verwaltungscampus an der Jägerallee nahe der Hegelallee. Aktuell ist der Kommunale Immobilien Service (KIS) mit 250 Arbeitsplätzen dort untergebracht. [Der zieht zeitnah in das DKB-Gebäude in der Jägerallee um und schafft Platz.]
Ganz “bürogebäudegemäß” sind die Etagengänge mit Büros für bis zu zwei Arbeitsplätze und Toiletten angelegt. Das bedeutet wiederum, dass hier maximal zwei Betten pro bisherigem Büro, im Höchstfall zwei Doppelstockbetten, untergebracht werden.
Und es bedeutet auch, dass für Duschen und Waschmöglichkeiten erst noch gesorgt werden muss. So werden am rückseitigen Teil Sanitär- und Spülcontainer aufgebaut sowie einer für das Cateringunternehmen. Die Selbstversorgung der Geflüchteten ist mangels Küchen und aus Brandschutzgründen nicht realisierbar, daher wird mit Catering gearbeitet.
Die auf dem Hof liegenden Parkplätze werden nun gesperrt und machen für die Container sowie ein Aufenthaltszelt und einen Spielplatz Platz, führte KIS-Werkleiter Bernd Richter aus.
Plan ist es, das Gebäude in drei Ausbaustufen nutzbar zu machen. Bis zu 75 Personen können frühestens ab Mitte August im südlichen Kopfbau einziehen. Platz für 75 weitere im nördlichen Kopfbau ab November. Die 150-Personen-Notreserve im Mittelteil soll ab frühestens August 2024 verfügbar sein.
Aktuell sucht die Verwaltung nach einem Träger der Einrichtung für die soziale Betreuung und Betrieb sowie ein Cateringunternehmen. Zudem werden Angebote für den Rund-um-die-Uhr-Sicherheitsdienst eingeholt.
Kommunalpolitiker Lutz Boede (Die Andere) kritisierte das ganze Vorhaben auf Grund der Raumgrößen und mangels Selbstversorgungsmöglichkeiten als “die unzumutbarste aller Unterbringungen in Potsdam”. Einzig die innerstädtische Lage spräche dafür.
“Wir wünschen uns auch eine andere Lösung”, so die Sozialbeigeordnete Brigitte Meier. Doch mangels Standorten ginge es nicht anders. Ziel ist, dass die Geflüchteten ankommen, kurz im Haus 2 sind und dann an bessere Standorte oder Wohnungen weiterverteilt werden, machte sie klar.
Die Anwohner stellten in der Versammlung Fragen zur Belastung durch Baulärm aufgrund der Umbauarbeiten (den gäbe es kaum während der Nutzung, versprach Bernd Richter), zur psychischen Betreuung eventuell Traumatisierter, zur Freizeitgestaltung in und um die kargen Büroräume, aber auch zur Möglichkeit der Geflüchteten, schnell in Jobs zu kommern.
Ein Bürger regte in diesem Zusammenhang an, unbedingt direkt mit den Gewerbetreibenden aus der Umgebung ins Gespräch zu kommen, die in vielen Branchen - etwa der Gastronomie - händerringend Personal suchten. Eine Anwohnerin fragte nach einem Monitoring nach einigen Monaten, um zu hören, wie es den Geflüchteten ergeht. “Wir wissen viel zu wenig, was die Leute machen. Das würde mich positiv stimmen”, sagte sie.
Die temporäre Unterbringung von Geflüchteten im Haus 2 soll spätestens im Dezember 2025 beendet werden. Dann wird das Gebäude abgerissen und macht Platz für die Entwicklung des neuen Verwaltungscampus.

Bilder

Gregor Jekel, Fachbereichsleiter Wohnen, Arbeit und Integration, erläuterte das genaue Vorhaben. Foto: Meetingpoint Potsdam
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