Musik ist einzigartig, Musik unterscheidet uns von jeglicher anderen Lebensform die wir kennen. Wir freuen uns damit, wir verarbeiten Gefühle damit, wir überwinden damit Sprachbarrieren und ziehen Kraft und Mut aus ihr. Da liegt es nah, dass Musik auch zur Heilung etwas beitragen kann. Daher möchten wir euch auf dem Meetingpoint, mit dem Verein  Kinderklinikkonzerte e.V., einen ganz besonderen Verein aus Magdeburg vorstellen.  

Tournee des Kinderklinikkonzerte e.V. auf Youtube


Unseren Fragen beantworten euch Antje Reich, Antonia Kuk, Josefine Döring und Patrizia Odak aus dem Team des Vereins.

Was ist die Hauptaufgabe des Vereins? Welches Ziel verfolgen er?

Josefine Döring: Der Kinderklinikkonzerte e.V. hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, Kindern und Jugendlichen den Krankenhausaufenthalt zu erleichtern. Wir organisieren regelmäßig Konzerte in Kinderkliniken und bringen so Momente der Freude und Ablenkung in den Klinikalltag. Somit helfen wir dabei, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Erkrankungen für einen kurzen Moment vergessen können.

Antje Reich: Blanke Krankenhauswände, einzig das piepende Geräusche der medizinischen Geräte durchbricht die unangenehme Stille – eine Situation, die sicherlich viele von uns kennen und wohl niemand gerne erlebt. Diese Stille wollen wir durchbrechen, diesen grauen Alltag mit ein wenig Farbe füllen. Es geht um das Kreieren seltener Kopf-Frei-Momente und vor allem, das Vermitteln von Verständnis und Mitgefühl. Oftmals verbringen die Kinder Wochen, wenn nicht sogar Monate in den Krankenhäusern. Weg von zuhause, abgeschirmt von ihren Freunden – eine Zerreißprobe nicht nur für die Kinder, sondern auch für ihre Familien. Musik ist dabei genau das Richtige Bindeglied. Die Musik fragt eben nicht, woher du kommst oder was du gerade brauchst. Die Musik ist für alle da und das zu jeder Zeit. Sie hilft Lächeln zu zaubern, wo lange keine mehr waren, Seelen zu berühren, die sich lange einsam gefühlt haben und Kinderaugen zum Leuchten zu bringen, die sonst nur schwer die Möglichkeit haben Konzerte mit eigenen Augen zu sehen. Wir organisieren die Kinderklinikkonzerte mit den unterschiedlichsten deutschen KünstlerInnen auf Kinderstationen oder auch direkt am Krankenbett. Mit dabei waren schon Musikerinnen und Musiker wie zum Beispiel Leony, Elif, Wincent Weiss, Silbermond, Revolverheld, Johannes Oerding, Joris oder die beiden Vereinspaten Nico Santos und Max Giesinger. Im Anschluss gibt es für die Kinder noch eine altersgerechte Überraschungstüte mit Spielzeugen, Kuscheltieren, Kosmetik und Büchern sowie die Möglichkeit mit ihren Idolen Fotos zu machen und Autogramme abzustauben.

Wann und aus welcher Motivation heraus, wurde der Verein gegründet?

Antje Reich: Als gelernte Notfallsanitäterin hat unsere Vereinschefin Nicole John viele Schicksale hautnah miterleben müssen und dies hat ihr Herz berührt. Grauer Klinikalltag über Wochen und Monate und dieser immer stärker werdende Wunsch genau dort zu helfen. Als sie 2010 auf ein, bei einem Fahrradunfall schwerverletztes junges Mädchen trifft, überkommt es sie. Und an wen wendet man sich eben genau in den Momenten, in denen das Herz so voll ist, dass man es allein nicht bewältigen kann? An seine engsten Freunde – und so wurde Nadja Benndorf mit ins Boot geholt. Gemeinsam entstand aus einem Funken Idee, ganz viel Herz und Initiative der Kinderklinikkonzerte e.V.

Welche Projekte verfolgen sie aktuell?

Josefine Döring: Aktuell sind wir in den Vorbereitungen für unsere nächste Kinderklinikkonzerte-Tour, welche im September startet. Parallel laufen immer eine Vielzahl von Aufgaben im Hintergrund, welche für die Vereinsarbeit wichtig sind. Als gemeinnütziger Verein sind wir auf Spenden angewiesen, um unsere Arbeit weiterhin machen zu können. Daher müssen wir immer wieder auf den Verein aufmerksam machen, auf unterschiedlichen Plattformen von unserer Arbeit berichten, Anträge für Förderungen stellen oder bei Firmen Sachspenden für unsere beliebten Geschenktüten anfragen.

Antje Reich: Ohne die Hilfe von außen ist unsere Arbeit leider nicht zu bewältigen. Im vergangenen Frühjahr absolvierten wir den ersten Teil unserer für dieses Jahr geplanten Tour. Mit einem Nightliner (Bus mit Schlafmöglichkeiten) ging es einmal quer durch Deutschland. Im September soll nun der zweite Teil stattfinden. Auch wenn unsere Vereinschefinnen Nicole und Nadja mittlerweile sicherlich Meisterinnen darin sind Kosten zu minimieren, unser wachsendes Team ganz viel Ehrenamt in diesen Verein steckt und unsere KünstlerInnen stets auf ihre Gage verzichten, brauchen wir die Menschen da draußen, um die stetig steigen Kosten innerhalb der Veranstaltungsbranche bewältigen zu können. Wer also neugierig geworden ist, kann sich gerne unter www.kinderklinikkonzerte.de weiter informieren und gemeinsam schauen wir dann gern, inwieweit geholfen werden kann.

Aus ihrer Sicht: Was macht den Verein besonders?

Antje Reich: Die Mitglieder dieses Vereins sind so bunt wie die Welt, in der wir leben. Wir alle kommen aus den unterschiedlichsten beruflichen Bereichen (z.B. Musikbusiness, Medizin, Pädagogik, Wirtschaft usw.), so dass jeder sich mit seinen Besonderheiten einbringen kann. Kompetenz und eben Herz. Denn jeder bringt seine eigene Geschichte mit, warum er ausgerechnet Teil dieses Vereins sein möchte. Dieser Spagat die verschiedensten Menschen zusammen zu führen, kann manchmal abenteuerlich sein und doch schafft es dieser Verein immer wieder eine stetig wachsende Familie zu kreieren, in der einfach alle Emotionen erlaubt sind. Wir alle fühlen gemeinsam und stellen in vielen Bereichen die privaten Belange hinter dem Verein an und das merkt man einfach mit jeder Faser. Allein wie der Verein über die Jahre gewachsen ist, ist unglaublich und jedem einzelnen Menschen zu verdanken, der Teil dieser Familie ist, ob Vorsitzende, Teammitglied, Fördermitglied oder MusikerInnen. Wir lernen immer wieder unglaublich beeindruckende große und kleine Menschen kennen, die uns zeigen was Stärke und Lebensfreude wirklich sind. Und genau dieser Fakt lässt uns lernen und wachsen. Ich habe mich nach der letzten Tour gleichzeitig so hochsensibel und doch unfassbar gestärkt gefühlt. Man lernt sein eigenes Leben wieder so viel mehr zu schätzen und dankbar zu sein für die vielen Dinge im Leben, die unter dem Druck der Gesellschaft oftmals zur Selbstverständlichkeit werden.

Josefine Döring: Der Verein schafft ein Angebot, welches es in dieser Form noch nicht gibt. Als Kinderärztin weiß ich, dass Zeit im Klinikalltag eine knappe Ressource ist. Sowohl im ärztlichen wie auch im pflegerischen Bereich. Daher wird sich häufig auf die essentiel notwendigen Aspekte beschränkt, um eine bestmögliche medizinische Versorgung zu gewährleisten. Dies bezieht sich meist auf ein medizinischen Anamnesegespräch, körperliche Untersuchungen und entsprechende therapeutische Maßnahmen. Für längere entlastende Gespräche fehlt leider häufig die Zeit. Auch gibt es in vielen Akutkrankenhäusern wenig Raum für ablenkende angenehme Aktivitäten abseits des Klinikalltages. Es ist schön zu sehen, dass es bereits Kinderkliniken gibt, die versuchen, dies in den Fokus zu nehmen und zum Beispiel Spielzimmer einrichten, ErzieherInnen die Kinder und Jugendlichen ein Stück weit begleiten oder auch psychologische Gespräche angeboten werden. Aber leider trifft das noch nicht auf alle Kinderkliniken zu. Somit schafft der Kinderklinikkonzerte e.V. ein wichtiges Angebot, welches neben der medizinischen Versorgung einen wichtigen Beitrag zur Genesung der Kinder und Jugendlichen beitragen kann, indem es für Freude und Leichtigkeit sorgt. Gleichzeitig bringt es den betroffenen Familien ein hohes Maß an Wertschätzung und Empathie entgegen, das Gefühl, gesehen und verstanden zu werden und mit der Last, die sie tragen, nicht allein zu sein.

Patrizia Odak: Was den Verein so besonders macht sind für mich vor allem die Menschen, die diesen im Hintergrund am Laufen halten. Ohne dieses selbstlose und aufopferungsvolle Team würden Touren, so wie die im Frühjahr, nicht stattfinden.

Antonia Kuk: Ja, es ist schon etwas sehr Besonderes, dass es deutschlandweit aktive Mitglieder gibt, die Ihren Jahresurlaub einsetzen und Überstunden abbauen, damit wir in vielen verschiedenen Städten unterwegs sein können und die Kinder unvergessliche Augenblicke mit Ihren Lieblingsstars erleben dürfen.

Wer kann im Verein mitmachen und welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein?

Antonia Kuk: Für eine aktive Mitgliedschaft kannst du dich gerne bei uns bewerben wenn du: Mindestens 18 Jahre alt bist, eine ehrenamtliche Tätigkeit suchst, sehr freundlich bist und auch in stressigen Situationen ein Lächeln auf den Lippen hast.

Antje Reich: Grundsätzlich kann JEDER mitmachen. Unsere Mitglieder kommen mittlerweile aus ganz Deutschland und stammen wie schon erwähnt, eben auch aus den unterschiedlichsten Berufen und auch Altersgruppen. Du hast Interesse? Dann informier dich gern auf www.kinderklinikkonzerte.de weiter über uns. Dort findest du auch ein Bewerbungsformular für den ehrenamtlichen Einsatz im Kinderklinikkonzerte e.V. . Neben aktiven Mitgliedschaften, sind eben auch Fördermitgliedschaften denkbar. Was du brauchst? Ein großes Herz, Teamfähigkeit und Hilfsbereitschaft sind dabei sicherlich enorm von Bedeutung. Was wir brauchen? Menschen, die uns unterstützen wollen, ob mit ihrer Arbeitskraft oder auch mit finanziellen oder Sachspenden.

Kontakt zum Verein [www.kinderklinikkonzerte.de].