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Zukunft queerer Bildungsarbeit in Brandenburg ungewiss

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 07.06.2025 / 13:01 Uhr von hvf
Die queere Bildungsarbeit an Brandenburger Schulen steht vor einer unklaren Zukunft. Bereits seit zehn Monaten läge der Förderantrag des Projekts „Bildung unterm Regenbogen“ laut dem Landesverband AndersARTiG e.V nun beim Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS). Eine Entscheidung würde es bisher nicht gegeben haben. Das vom AndersARTiG e.V. getragene Projekt vermittelt seit Jahren Wissen zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt an Schulen und Fachkräfte im Bildungsbereich.

Durch die ausbleibende Förderzusage musste die Stelle des Projektleiters inzwischen gestrichen werden. Gleichzeitig werde im Ministerium eine grundsätzliche Neubewertung der Bildungsarbeit zu diesem Thema erwogen.

Lars Bergmann, Geschäftsführer von AndersARTiG e.V., betont: "Landesverfassung und Schulgesetz, der Rahmenlehrplan und der vom MBJS mitgetragene Aktionsplan Queeres Brandenburg verpflichten dazu, queere Jugendliche, Lehrkräfte und Regenbogenfamilien vor Übergriffen und Diskriminierung zu schützen".

Weiter erklärt Bergmann zu den gewachsenen Strukturen: "Das alles fällt nicht vom Himmel, sondern wurde in über 30 Jahren didaktisch und methodisch entwickelt und erprobt. Hinzu kommt die außerordentlich weit verzweigte Vernetzung, die wir in unserer langjährigen Arbeit erreicht haben. Das alles ist für Brandenburg ein kostbarer Schatz, den es zu bewahren und weiter auszubauen gilt, wollen wir die hochgesteckten Ziele, die sich auch Aktionsplänen und der Verfassung ergeben erreichen."

Für eine erfolgreiche Arbeit brauche es jedoch eine koordinierte und tragfähige Finanzierung sowie ein Bildungssystem, das aktiv unterstütze. Die derzeitige Unsicherheit konterkariere diese Anforderungen.

Hintergrund der aktuellen Debatte ist eine bereits 2022 geänderte Förderrichtlinie. Sie sieht eine hohe Zahl einzelner Veranstaltungen bei gedeckelten Kosten vor. Die Folge: Mehr als doppelt so viele Workshops wie 2021 müssen umgesetzt werden, um die gleiche Fördersumme zu erhalten. Das Gesamtbudget blieb mit 53.000 Euro unverändert.

Gleichzeitig wächst der Bedarf: "Meldungen zu queerfeindlicher Gewalt nehmen zu und Schulen werden für viele zum Angstraum. Die Folgen reichen von Schulverweigerung und psychischen Belastungen bis hin zu schlechteren Zukunftschancen, die sich teilweise bis weit ins Erwachsenenalter auswirken. Die Suizidrate liegt bei queeren Jugendlichen nach wie vor um 3 – 4 mal höher als im Schnitt aller Jugendlichen", heißt es vonseiten des AndersARTiG Verein.

Kritik kommt auch aus der Politik. Kathrin Dannenberg, bildungspolitische Sprecherin der Linken im Landtag Brandenburg, erklärt: „Es ist ein Skandal, dass die Haushaltssperren der Landesregierung dazu führen, dass ein so wichtiges Projekt wie ‚Bildung unterm Regenbogen‘ in diesem Jahr erst vier Veranstaltungen durchführen konnte.“ Sie forderte den Bildungsausschuss auf, sich für eine sofortige Auszahlung der Fördermittel und eine langfristige Förderung einzusetzen.

Unterstützung kommt ebenfalls von der Bundestagsabgeordneten Isabelle Vandre (Die Linke). Angesichts zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung und wachsender queerfeindlicher Tendenzen sei die Arbeit des Projekts besonders wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Ob und wann das MBJS über den Antrag entscheidet, ist weiterhin offen. Klar ist nur: Die Zukunft queerer Bildungsangebote in Brandenburg bleibt vorerst ungeklärt.

Bilder

©hvf
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