Die größten Herausforderungen für den neuen OB sei die Überwindung der Wohnungsknappheit in Potsdam sowie das Organisieren von Mehrheiten in einer SVV, die aus neun Fraktionen besteht, so Exner. Zudem wird wohl der eine oder andere Zopf abzuschneiden sein angesichts sinkender Steuerzuweisungen an die Kommune durch Bund und Länder.
18.20 Uhr. Einige Wahlkreise sind bereits ausgezählt und ein Trend zugunsten von Noosha Aubel scheint sich mit 65:35 Prozent der Stimmen zu manifestieren. Im Gespräch nun der Baubeigeordnete Bernd Rubelt, der sich vom neuen OB wünscht, dass er in langen Zeithorizonten denken möge. Denn immer ginge es um bezahlbaren Wohnraum und Entwicklung der Infrastruktur, wie bspw. in Krampnitz.
Szenenwechsel. Im Autonomen Frauenzentrum am Alten Markt findet die Wahlkampfparty von Noosha Aubel statt. Während zeitgleich im Regine-Hildebrandt-Haus, wo die SPD die Auszählung verfolgt, keine rechte Stimmung aufkommen will, wird am Alten Markt schon kräftig gefeiert.
Gegen
18.45 Uhr vermeldet jemand aus dem Team Aubel: „Die Sache ist erledigt! Eine andere Stadtpolitik ist möglich!“ Denn zu diesem Zeitpunkt sind bereits rund 50% der Wahlkreise ausgezählt, Noosha Aubel liegt mit ca. 70% weit vorn und das Quorum ist erreicht: Frenetischer Applaus und Jubelrufe am Alten Markt und einige Freudentränen der Überwältigung bei Noosha Aubel.
Die dynamische Partystimmung - geprägt von passenden Songs wie „Wind of Change“ oder „Don’t stop me now“ bringen den Saal im Autonomen Frauenzentrum zum Kochen. Als gegen 20.00 Uhr nur noch zwei Wahlkreise unausgezählt waren, und Noosha Aubel mit über 72% weit weit vorne liegt, betritt die Einzelbewerberin die kleine Bühne und sagt: „Wir sind Oberbürgermeisterin.“ Die Menge tobt!
Mit so einem hohen Ergebnis hätte sie nicht gerechnet, sagt Aubel. „Wir schon!“, schallt es aus dem Publikum zurück.
In ihrer emotionalen Dankesrede stellte Aubel fest: „Dieser Wahlkampf war kein Selbstläufer. Wir haben gemeinsam gegen Beharrungstendenzen gekämpft, gegen viele Gewohnheiten und gegen vorgefertigte Meinungen.“ Doch gemeinsam sei es gelungen, zu überzeugen und darzustellen, „dass wir Politik nahbar und wirksam ausgestalten können.“
Mit Noosha Aubel ist es seit 1984 wieder einer Frau gelungen, Oberbürgermeisterin in Potsdam zu werden. (… nach Brunhilde Hanke, die am 12.10.2024 - also genau ein Jahr zuvor - 94-jährig verstorben ist.) Mehr noch: Ihr Sieg beendet die 35-jährige Herrschaft der SPD im Potsdamer Rathaus.
20.14 Uhr. Die strahlende Gewinnerin zeigt sich genauso wie der Unterlegene, Dr. Severin Fischer, im Nikolaisaal. Auch hier großer Applaus für Aubel: „Ich bin überwältigt vom Ergebnis“, so Aubel, und dass es auch gelungen sei im Schlaatz oder im Potsdamer Norden zu punkten, zeige, „die Menschen haben Veränderung gewählt.“
Am
Donnerstag, 16. Oktober, tagt der Wahlausschuss der Landeshauptstadt, um das amtliche Endergebnis der Oberbürgermeister-Wahl festzustellen. Anschließend hat die Wahlsiegerin eine Woche Zeit, die Wahl anzunehmen. Am Tag nach der Annahme der Wahl beginnt die Amtszeit für die 49-Jährige.
Und was werden ihre ersten drei konkreten Amtshandlungen sein? Zuerst wolle sie mit den Kollegen und Kolleginnen in der Verwaltungsspitze und im gesamten Rathaus zusammen kommen, um zu erfahren, wo der Schuh besonders drückt.
Zweitens sei es sehr wichtig, zeitnah mit den Stadtverordneten ins Gespräch zu gehen und zu schauen, „wie es gelingen kann, die Themen und Fragen, die Teil meines Wahlkampfes waren, gemeinsam zu lösen“, so Aubel weiter.
Und drittens wolle sie schnellstmöglich eine Wohnraumagentur an den Start bringen.
[
noosha-aubel.de]