Logo

Herbsttreffen des Handwerks. Forderungen vs. Vertrauensverlust

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 14.10.2025 / 10:01 Uhr von Christiane Fuchs
Anläßlich der diesjährigen Herbst-Konferenz aller Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammern Deutschlands, die noch bis Dienstag im Potsdamer Mercure-Hotel stattfindet, lud die Handwerkskammer Potsdam zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) / Deutscher Handwerkskammertag (DHKT) zu einem Pressegespräch ein. Holger Schwannecke, Generalsekretär des ZDH und Hauptgeschäftsführer des DHKT, gab zusammen mit Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam, einen Einblick in die aktuelle Situation des deutschen Handwerks.

Viele der Handwerksbetriebe fühlten sich durch die politische und wirtschaftliche Lage verunsichert und belastet, so Schwannecke. Deshalb fordert der ZDH von der Politik mehr Planungssicherheit und faire Rahmenbedingungen für seine Mitgliedsbetriebe.

„Das Handwerk steht in besonderer Weise für Verantwortung, regionale Verbundenheit und soziale Stabilität. Umso wichtiger ist es, dass wirtschaftspolitische Entscheidungen nicht nur auf die großen Konzerne zielen, sondern immer kleine und mittlere Betriebe mit ihren ganz spezifischen Erfordernissen mitdenken“, führte Schwannecke aus.

So sei es sehr problematisch, dass die Einführung eines Industriestrompreises nicht für alle Handwerksbetriebe gleichermaßen gelte. Die Politik hätte hier nicht erkannt, dass zu diesen Betrieben nicht nur produzierende Gewerke gehören, sondern auch dienstleistende. Das bedeute bspw. für Reinigungen, dass für sie die Stromsteuer nicht gesenkt wird, obwohl sie zu den energieintensivsten Handwerksbetrieben gehören. Diese Vorgehensweise hätte viel Vertrauen gekostet, der Frustpegel bei den Unternehmern ist entsprechend hoch.

Noch bis Dienstag werden die Hauptgeschäftsführer der HWK’s aus ganz Deutschland in Potsdam darüber diskutieren und ihre Forderungen gegenüber der Politik artikulieren: mehr Investitionen in die Bildungsinfrastruktur, Gleichwertigkeit von handwerklicher und akademischer Ausbildung herstellen, Senkung der Sozialabgaben, Energiepolitik planbar machen und Abbau von Bürokratie. Es könne schließlich nicht sein, dass immer mehr Handwerksmeister eine Selbstständigkeit ablehnen - aus Angst vor Formularen und Überbürokratisierung, führten Schwannecke und Bührig gleichermaßen aus. Zudem komme es immer mehr zu einem stillen Sterben von Handwerksbetrieben, die einfach ihre Türen - lautlos - für immer schließen, ohne insolvent zu sein, und sich aus der Handwerksrolle austragen. Zum einen finden sie keinen Nachfolger, zum anderen haben sie einfach keine Lust mehr unternehmerisch tätig zu sein.

Der gemeinsame Erfahrungsaustausch auf der Konferenz dient auch dazu voneinander zu lernen. Beispielsweise haben bereits einige Städte sog. Handwerkerparkscheine eingeführt, so dass Handwerker die Möglichkeit haben, in sog. autoarmen und gar autofreien Innenstädten vor der Haustür des Kunden in der Innenstadt parken zu können. Die fehlenden Parkplätze sind nämlich ein Problem, denn es handelt sich nicht nur um ein Handwerksauto, sondern oft um eine fahrende Handwerkswerkstatt.

Diese und andere Erkenntnisse in Potsdam umzusetzen, das wünscht sich der HGF der HWK von Potsdam, Ralph Bührig von der am Sonntag neu gewählten Oberbürgermeisterin von Potsdam, Noosha Aubel. Die Rahmenbedingungen für das Handwerk müßten gerade auch in Potsdam viel einfacher gestaltet werden, erklärt er. Die beruflichen Oberstufenzentren hätten Sanierungsbedarf, Gewerbeflächen sind knapp – auch hier müsse die Stadtpolitik das Handwerk mehr in den Blick nehmen.

[www.zdh.de]
[www.hwk-potsdam.de]

Bilder

Tischlerhandwerk
Bäckerhandwerk
Dieser Artikel wurde bereits 300 mal aufgerufen.

Werbung