Der Pfarrer der Nagelkreuzkapelle weiß, dass es doch sehr selten ist und damit eine besonders ehrenvolle Aufgabe, im 21. Jahrhundert neue Kirchenräume zu weihen. Insbesondere diese Kirchenräume, die doch von Anfang an sehr umstritten waren und es bis heute sind.
Am Ostermontag um 18 Uhr wird Pfarrer Kingreen die Kapelle im Erdgeschoß des Turmes in den Dienst nehmen. Durch die Handlung - hier der erste Gottesdienst - erfährt der Raum samt Einrichtung seine Heiligung.
Die 100 Plätze im Kirchenraum waren schnell vergeben. Insofern ist eine reale Teilnahme am Eröffnungsgottesdienst nicht möglich, jedoch virtuell über einen [
Livestream].
In den Dienst wird am Ostermontag auch die Orgel gestellt - ein Hightec-Musikinstrument aus dem Hause der Alexander Schuke Orgelbau GmbH aus Werder. Denn die 1.460 Pfeifen, die innerhalb von 1,5 Jahren gebaut wurden, sind über eine Computersteuerung elektrisch und nicht mechanisch anspielbar. Die Register werden über ein Touchscreen-Display angesteuert.
Da der Raum der Kapelle sehr trocken ist, muss der Organist auch anders spielen. Schon beim Bau der Orgel musste diesbezüglich jede Pfeife an den Raum angepasst werden.
Eine weitere Besonderheit der Orgel ist, dass sie mit zwei Orgelwerken ausgestattet ist. Auf der Ostseite der Kapelle befindet sich in rund 3 Metern Höhe das barocke und auf der Westseite, also genau gegenüberliegend, das Orgelwerk mit dem romantischen Klangbild.
Damit wird die Orgelbaugeschichte der Garnisonkirche vom Ursprungsinstrument des Orgelbaumeisters Joachim Wagner und der romantischen Überformung durch Hoforgelbauer Wilhelm Sauer erzählt.
Anders als üblich ist es möglich, diese zwei Orgelwerke zusammen zu spielen. So kann man Klangfarben und sphärische Töne erzeugen, die es auf einer herkömmlichen Orgel gar nicht geben kann, denn diese funktioniert mechanisch. Bis man alle Möglichkeiten des Instruments entdeckt hat, müsse der Organist schon sehr lange probieren.
„Es ist wie auf einer Malerpalette, man kann ohne Ende mischen und immer wieder etwas Neues entdecken“, so der Musikprofi und Orgelbauer Lukas Koallick der Firma Schuke. Insofern gleiche die Orgel einer Schatzkiste.
Besonders ist auch der Orgelspieltisch aus Eiche, der im Rahmen des flexiblen Raumkonzeptes von fünf verschiedenen Plätzen aus gespielt werden kann.