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"Potsdam Exklusiv" auf Meetingpoint #22: 30 Jahre MPIKG - Die Speerspitze der deutschen Forschung kommt aus Golm

Potsdam Exklusiv
  • Erstellt: 11.06.2023 / 16:01 Uhr von Potsdam Exklusiv
Am 9. Juni feierte das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG) sein 30-jähriges Bestehen mit einem Festakt. Der Direktor, Prof. Dr. Markus Antonietti, erinnerte in seiner Eröffnungsrede an die Anfangsjahre. Der Aufbau dieses Max-Planck-Instituts war Teil der deutschen Wiedervereinigung, um die Forschungslandschaften beider deutschen Staaten zu vereinen. So hatte der Wissenschaftsrat die Institute der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR evaluiert und beschlossen, das Institut für Physikalische Chemie und für Organische Chemie in Berlin-Adlershof und das Institut für Polymerchemie in Teltow in das MPIKG zu überführen. Das Institut wurde am 1. Oktober 1993 als eines der ersten in den neuen Bundesländern von der Max-Planck-Gesellschaft gegründet.

Professor Antonietti war damals mit 33 Jahren einer der jüngsten Direktoren eines Max-Planck-Instituts. Die Leitung übernahm er zusammen mit Professor Reinhard Lipowsky und Professor Helmuth Möhwald.
Im Jahr 1999 konnte das Institut in das neu errichtete Gebäude in Golm einziehen. Zuvor mussten die Mitarbeiter zwischen den beiden Standorten Adlershof und Teltow pendeln, mit oftmals bis zu zwei Stunden Fahrtzeit für die rund 30 Kilometer lange Strecke, da die Straßenverhältnisse zum Stau neigten.
Der Ort Golm war damals noch eigenständig, erst durch die Kreisgebietsreform 2003 wurde Golm nach Potsdam eingemeindet. Ehemalige Mitarbeiter erinnern sich, dass bestimmte Straßen zweigeteilt waren: die eine Seite war modernisiert, die andere nicht. Grund: die Stadtgrenze verlief mitten durch die Straße, so dass eine Seite zu Eiche gehörte, das bereits 1993 nach Potsdam eingemeindet wurde.
Auf der quasi „Grünen Wiese“ - im übrigen ein „Lieblingscocktail“ verschiedener Alumnis des MPIKG - am Rande von Golm entwickelte sich der Forschungscampus. Über die Jahre und Jahrzehnte siedelten sich zwei weitere Max-Planck-Institute sowie zwei Fraunhofer-Institute an. Darüber hinaus befindet sich hier der naturwissenschaftliche Campus der Universität Potsdam.
Diese Interdisziplinarität sei ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Grundlagenforschung des MPIKG, wie Professor Antonietti betonte. Allerdings gehe davon auch eine Gefahr aus, denn Interdisziplinarität, die undiszipliniert betrieben wird, würde schnell zu einem Larifari werden und nichts mehr mit den Harnack Forschungsprinzipien des „Laissez faire“ gemein haben.
Dr. Manja Schüle, Forschungsministerin des Landes Brandenburgs, lobte die erfolgreich angewandte Interdisziplinarität des Instituts: „Von der Natur lernen, heißt für eine nachhaltige Zukunft lernen – das ist seit 30 Jahren die Maxime des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung. Dort wird außerordentlich erfolgreich im Grenzbereich von Physik, Chemie und Biologie an ressourcenschonenden, recycelbaren und regenerativen Technologien und Therapien geforscht.“
Dass es Fokussierung auch in der Förderung von Standorten brauche, darauf verwies Bernd Rubelt, Potsdams Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt. „Wenn wir auf die 30 Jahre zurückblicken, die hinter dem Institut liegen, lässt sich festhalten: Das MPIKG hat nicht nur zur herausragenden Entwicklung des Science Parks, sondern zur Profilierung der Landeshauptstadt Potsdam als einzigartigem Wissenschaftsstandort beigetragen. Das MPIKG blickt auf eine Erfolgsgeschichte zurück, die sich fortschreibt.“
Immerhin auf 46 Patente und 13 Ausgründungen kann das MPIKG verweisen. Es hat sich zu einer weltweit führenden Forschungseinrichtung für Grundlagenforschung mit rund 300 Mitarbeitern entwickelt. Es ist quasi der „FC Bayern“ unter den Forschungsinstituten, wie der eine oder die andere stolz feststellte.
Mittlerweile betreibt das MPIKG vier Abteilungen mit drei Direktoren und einer Direktorin. Die Abteilung Biomaterialien erforscht unter der Leitung von Prof. Peter Fratzl den Zusammenhang zwischen Strukturen und Eigenschaften biologischer Materialien. Dieses materialwissenschaftliche Wissen wird in der Medizin benötigt, um die Frakturheilung und die Behandlung von Osteoporose zu verbessern.
Die Abteilung Biomolekulare Systeme unter der Leitung von Prof. Peter H. Seebergers erforscht die Herstellung komplexer Zuckermoleküle mittels Synthese, um u.a. Wirkstoffe gegen multiresistente Keime zu finden. Prof. Markus Antoniettis Abteilung ist die Abteilung Kolloidchemie. Hier werden molekulare Bausteine für größere Einheiten und Materialien konstruiert. Dabei kommt die sogenannte Grüne Chemie zum Einsatz, die versucht, Umweltverschmutzung einzudämmen, Energie zu sparen und so möglichst umweltverträglich zu produzieren.
Die jüngste Abteilung Nachhaltige und Bio-inspirierte Materialien unter der Leitung von Prof. Silvia Vignolini befasst sich mit der Frage, wie natürliche Materialien in lebenden Organismen zu komplexen Architekturen zusammengesetzt sind und wie diese Strukturen bestimmte Reaktion vorgeben.
Die Vielzahl der aktuellen Forschungsprojekte und deren Erkenntnisse konnten im Rahmen dieses Festtages an mehr als 20 Postern abgelesen werden. Zusätzlich gab es mehrere Fach-Vorträge und einen Science-Slam.
Das Sommerfest im Innenhof des MPIKG rundete den Tag mit zahlreichen Anekdoten und Erinnerungen der Alumnis und der aktuellen Mitarbeiter, der Promovierenden und Post-Docs bei Bier und Grillgut ab.

[Potsdam Exklusiv] ist dabei - bei den außergewöhnlichen Shows, den großen Bällen, wichtigen Events, am Tisch interessanter Menschen. Ab sofort gibt es davon auch regelmäßig Einblicke auf Meetingpoint Potsdam - ganz exklusiv.

Bilder

Foto: Potsdam Exklusiv
Prof. Dr. Markus Antonietti, Direktor MPIKG
Wissenschaftsministerin Manja Schüle.
Potsdams Beigeordneter Bernd Rubelt.
Die ehemalige Mitarbeiterin des MPIKG: Prof. Dr. Karin Jacobs
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