Zum Tag des offenen Denkmals öffnete heute der Campus des ZMSBw seine Pforten. Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) ist eine militärische Dienststelle und Einrichtung der Ressortforschung. Hier wird zu militärhistorischen Aspekten des Friedens und des Krieges geforscht sowie die sozialpsychologischen Themen des Militärischen wissenschaftlich beleuchtet.
Besichtigt werden konnte die Villa Ingenheim und der gesamte Campus, einschließlich der Bibliothek, die allerdings immer öffentlich zugänglich ist. Schließlich beherbergt sie die größte Ansammlung militärhistorischer Zeugnisse und Abhandlungen in Deutschland.
Hauptmann Helene Heldt wies im Foyer der Villa Ingenheim darauf hin, dass das dort hängende Wandgemälde sinnbildlich dafür stehe, zu welchen Fragestellungen hier unter anderem konkret geforscht wird. Das Gemälde zeigt die Schlacht von Kolin, die am 18. Juni 1757 während des Siebenjährigen Krieges stattfand. Die Historiker schauten quasi hinter das Bild, stellten die Frage, ob die Schlacht so stattgefunden haben kann und warum der Maler Theodor von Götz, diese Schlacht rund hundert Jahre später (1847) auf diese Art und Weise darstellte, führte die Soldatin aus. Die Soziologen wiederum würden fragen, wer waren die Männer, aus welchem Milieu kommen sie, und wie überwanden sie ihren intrinsischen Widerstand ins offene Feuer des Schlachtfeldes zu laufen. Immerhin 22.000 Tote waren 1757 auf dem Schlachtfeld zu beklagen.
Natürlich dient der Tag des offenen Denkmals auch dazu, mehr über die Geschichte dieses Ortes zu erfahren. Hauptmann Heldt erklärte mit viel Liebe zum Sujet die Historie.
Auf dieser Liegenschaft entlang der Zeppelinstraße befand sich ursprünglich eine Ziegelei, die erstmalig 1304 urkundlich erwähnt wurde. Das Herrenhaus selbst wurde ab 1825 im italienischen Stil errichtet. In den 1860er Jahren erwarb Graf von Ingenheim das Anwesen. Er baut die Villa aus und richtet sie für die dauerhafte Nutzung ein.
1894 erwarben die Hohenzollern das Haus. Sie nutzen es, um Gäste des Königs unterzubringen. Außerdem wurden die Mitglieder des Garderegimentes hier untergebracht. Während die Gardeoffiziere standesgemäß in der Villa wohnten, wurde für deren Entourage und ihre Pferde Nebengelasse, Wirtschaftsgebäude und Pferdeställe nebst Reithalle neu gebaut oder vorhandene Nebengebäude als Schmiede und Küche genutzt.
1910 nahmen Prinz Eitel Friedrich, der zweite Sohn Kaiser Wilhelm II., und seine Gattin hier ihren Wohnsitz. Während des Krieges wurden ausgebombte Familien untergebracht.
Nach dem Krieg nutzte der sowjetische Geheimdienst die Räume bis 1953 für Verhöre inhaftierter Bürger. Hauptmann Heldt erzählte sehr traurige Geschichten von Männern und Frauen, die wegen Nichtigkeiten von der sowjetischen Militärpolizei verhaftet, unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Zellen untergebracht und letztlich zu unverhältnismäßig langen Freiheitsstrafen verurteilt wurden. 1953 übernahm die Kasernierte Volkspolizei und 1956 die NVA das Gebäude. Die NVA brachte sein Militärgeschichtliches Institut unter sowie das Militärarchiv der DDR. Seit 1994 ist die Villa Dienstsitz des heutigen ZMSBw.
Auf dem Campus befindet sich auch das Haus der Elektronischen Kampfführung (ELOKA) der DDR, das hinter Efeuranken und dichtem Gebüsch fast zu verschwinden scheint. Weil es seinerzeit mit Asbestmaterialien gebaut wurde, wird es heute nicht genutzt.
Darüber hinaus ist auch ein rundes, an ein Mausoleum erinnerndes Gebäude zu sehen: der Eiskeller. Hier lagerte man noch in den frühen 1920er Jahren Lebensmittel auf Eisblöcken, die man im Winter aus der Havel schlug. Dieses architektonische Kleinod dient heute Fledermäusen als Wohnung.
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