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"Potsdam Exklusiv" auf Meetingpoint: #3/24 - Der Neujahrsempfang der Universität Potsdam: zwei Voltaire-Preise, zwei Gründerpreise und die Wichtigkeit von Toleranz und Diskurskultur

Potsdam Exklusiv
  • Erstellt: 21.01.2024 / 16:01 Uhr von Potsdam Exklusiv
Am Mittwochabend, 17. Januar, verlieh die Universität Potsdam auf ihrem Neujahrsempfang den „Voltaire-Preis für Toleranz, Völkerverständigung und Respekt vor Differenz“ an zwei Persönlichkeiten. Üblich war bislang nur ein Preisträger. Mithin hat die Friede-Springer-Stiftung das Preisbudget auf 10.000 Euro verdoppelt.

Der Voltaire-Preis
Ausgezeichnet wurden die belarussische Politologin und Publizistin Olga Shparaga und der äthiopische Geisteswissenschaftler und Pädagoge Gerawork Teferra Gizaw.

Preisträger Gerawork Teferra Gizaw lebt und arbeitet im Kakuma-Flüchtlingslager in Kenia, wo ihn die Potsdamer Historikerin Prof. Dr. Marcia Schenck 2016 als Teilnehmer ihres Kurses zur globalen Geschichte kennenlernte.

Im Kakuma Refugee Camp arbeitet Gizaw derzeit für Jesuit Worldwide Learning und die Xavier University als Academic Adviser und Learning Facilitator. Seine Forschungsarbeiten, die im Camp unter schwierigen Bedingungen und mit begrenzten Ressourcen entstanden, seien Ausdruck seiner wissenschaftlichen Strenge und seines Durchhaltevermögens, betonte die Laudatorin Marcia Schenck. Gegenwärtig entsteht ein Gemeinschaftsarchiv zur 30-jährigen Campgeschichte, das sich auf Interviews, Videos und Haushaltsgegenstände stützt, die Teil der Forschungen Gizaws sind. Es soll das Vermächtnis der Beständigkeit inmitten der Vergänglichkeit bezeugen.

Am Donnerstagabend war der Preisträger per Video zugeschaltet. Diese Möglichkeit nutzt er auch für seine Vorträge, die aufgrund von Reisebeschränkungen oft virtuell stattfinden müssen.

Preisträgerin Olga Shparaga gilt als eine der wichtigsten öffentlichen Stimmen der belarussischen Oppositionsbewegung. „Olga Shparaga betreibt politiktheoretische Analyse aus der Perspektive einer Philosophin mit breiter historischer Bildung und verbindet ihre Forschung mit unerhört mutigem politischen Engagement. Ihr zentrales Anliegen war und ist, für grenzüberschreitende Solidarität gegen rechten Autoritarismus und russischen Neo-Imperialismus zu werben und für ein freies Europa einzutreten, das über die Grenzen der EU hinausreicht“, sagte die Laudatorin Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin.

Mitarbeiterehrungen
Darüber hinaus war der Neujahrsempfang auch zwei besonderen Mitarbeitern der Verwaltung gewidmet, die für ihre Leistungen durch den Kanzler der Uni, Hendrik Woithe, ausgezeichnet wurden.

Zum einen Maike Geerhardt, die im Planungs- und Statistik-Dezernat für die Ausstattungs- und Kapazitätsplanung verantwortlich ist. Durch ihre Arbeit, die u.a. aus anspruchsvollen Berechnungen besteht, werden wichtige Rahmenbedingungen für die universitäre Welt in Potsdam generiert.

Zum anderen wurde Daniel Burchard ausgezeichnet, der als Jurist am Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZeLB) für Rechts- und Studienangelegenheiten zuständig ist.

Ihre Arbeit, die für den gesamten Campus enorm wichtig sei, wolle man mit dieser Auszeichnung sichtbar machen, so die Pressesprecherin der Uni und Moderatorin der Veranstaltung, Dr. Silke Engels.

Der Guido-Reger-Gründerpreis
Des weiteren verlieh die Universität Potsdam zusammen mit ihrer Transfergesellschaft UP Transfer an diesem Abend auch den Guido-Reger-Gründerpreis. Dieser ging an die Novelty For Them GmbH, die sich mit ihrer Marke „Ordinary Seafood“ anschickt, den Fischmarkt zu revolutionieren. Denn hier wird der Fisch nicht gefangen, sondern es entstehen auf Pflanzenbasis vegane Lachs- oder Thunfischalternativen.

Für die Entwicklung einer besonderen Sporttherapie bei Depressionen erhielt das Projekt „STEP“ des Zentrums für Emotionale Gesundheit Deutschland (ZEGD) GmbH ebenfalls den Gründerpreis. Derzeit wird die „STEP-Sporttherapie“ deutschlandweit als innovatives Versorgungsprogramm etabliert.

Ansprache des Präsidenten
Auf einer Neujahrsempfang darf dann natürlich auch nicht die Ansprache des Präsidenten der Universität fehlen.

In dieser warf Prof. Oliver Günther verschiedene Fragen auf: Ist die Universität im freien Fall? Kapituliert sie vor dem akademischen Mop? Soll eine Uni nur Forschung und Lehre im Sinne eines Mainstreams durchführen? Seine Antwort fiel klar aus: Nein!

Denn Universitäten können trotz knapper finanzieller Ressourcen Antworten auf drängende Fragen der Gesellschaft geben: „Wir verfügen über die Macht des Wortes und des Geistes!“, so Günther.

Die Universität selbst und ihre Absolventen könnten mit ihrer erworbenen Sachkenntnis und erlernten Diskurskultur zur Lösung der Probleme beitragen. Das wiederum könne gerade deswegen gelingen, weil die Institution der Universität auf den Säulen Autonomie, Selbstverwaltung, Redefreiheit, Freiheit von Forschung und Lehre und auch auf öffentlicher Förderung beruhe.

Die Institution der Universität leiste einen unverzichtbaren Beitrag zum Gemeinwohl, gerade weil sie autonom und mit öffentlichen Mitteln finanziert wird. Nur so könne die Uni ihr Potential entfalten. Nur so könne sie den Studenten das Rüstzeug für potentielle Krisenbewältigung mitgeben, führte der Universitätspräsident aus.

Rote Linien in dieser Hinsicht definiere allein das Grundgesetz. „Aber alles diesseits der roten Linien muß man aushalten, so schwer es auch ist“, sagte Günther. „Diesseits darf es keine Cancel Culture und keine Zensur geben.“

Die Universität und mit ihr die Gesellschaft lebten von der wissenschaftlichen Kontroverse, unterschiedlichen Hypothesen , vielstimmiger Forschung und dem Lernen über den Tellerrand hinaus. Alles andere sei nicht sinnvoll, denn dann bräuchten wir gar nicht erst zu forschen, wenn wir meinten, die Wahrheit schon zu kennen, stellte Prof. Günther fest.

Wie immer endete dieser Empfang in einem anschließenden Come-Together mit vielen Gesprächen zwischen den Protagonisten und den mehr als 400 Gästen.
[Potsdam Exklusiv] ist dabei - bei den außergewöhnlichen Shows, den großen Bällen, wichtigen Events, am Tisch interessanter Menschen. Ab sofort gibt es davon auch regelmäßig Einblicke auf Meetingpoint Potsdam - ganz exklusiv.

Bilder

Tilo Schneider, Geschäftsführer Medienstadt Babelsberg Entwicklungs GmbH, mit Gästen
Dr. Andreas Knaul, Rechtsanwalt
Potsdamer Oberbürgermeister a.D. Jann Jakobs im Gespräch
Ministerin Manja Schüle und Alexander Hollensteiner, Geschäftsführer der KAP
Ralph Bührig, GF HWK, und Götz Friederich, Stadt-Fraktion Mitten in Potsdam
Valentina Meuren und Dr. Timo Jacob, GF SUP
Steuerberater Thomas Knappworst und Wolfgang Matzke, Rechtsanwalt
Ausgezeichneter Verwaltungsmitarbeiter Daniel Burchard mit dem Universitätskanzler Hendrik Woithe
Die Träger des dem Guido-Reger-Gründerpreises
Verwaltungsmitarbeiterin Maike Geerhardt und Hochschulkanzler Hendrik Woithe
Universitätspräsident Prof. Oliver Günther
Pressesprecherin Dr. Silke Engel
Musikalische Umrahmung der Veranstaltung durch den Jazzchor Golm
Die Stifterin des Preises, Friede Springer, mit der Preisträgerin Olga Shparaga
Laudatorin Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger
Voltaire-Preisträger Gerawork Teferra Gizaw, per Video zugeschaltet
Dagmar Pätzold, GF des GNWP
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