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"Potsdam Exklusiv" auf Meetingpoint: #14/24 Theater mit Aussicht: LINDA und das Leben

Potsdam Exklusiv
  • Erstellt: 08.04.2024 / 20:01 Uhr von Potsdam Exklusiv
Sonntag Nachmittags 15 Uhr ins Theater? Kann man machen! Es ist sogar eine besonders schöne Gelegenheit Zeit zu verbringen, zumal man bei schönstem Wetter den Blick vom Foyer des Hans Otto Theaters auf die Havel und die gegenüberliegenden Park Babelsberg im besonderen Maße genießen kann. Das gute Wetter am Sonntag war möglicherweise auch der Grund, warum das Theater nicht ganz so gut besucht war, wie sonst bei abendlichen Vorstellungen üblich.
 

Gespielt wurde Linda, eine Geschichte über Jugend- und Schönheitswahn, über Klischeerollen von Frauen und Männern, geschrieben von der britischen Dramatikerin Penelope Skinner.

Linda ist Senior Brand Managerin. Mit Anfang 50 hat sie es geschafft. Über viele Jahre hat sie - begonnen als alleinerziehende Mutter - die Karriereleiter erklommen. Doch mit Anfang 50 wird vieles anders, denn Frauen werden für ihre Umwelt unsichtbar, wie Linda im ersten Teil beschreibt. Frauen bekommen weniger Rollen in TV und Werbung, werden beim Reden häufiger unterbrochen, von Männern nicht mehr wahrgenommen und letztlich im Privaten wie im Beruflichen häufig durch Jüngere ausgetauscht.

Penelope Skinner steckt den Finger tief in die gesellschaftliche Wunde der Geschlechterproblematik. Wenn fast 60-Jährige eine noch nicht 30-Jährige zur Frau nehmen und eben keine 52-Jährige, dann wundert sich die Welt ein bißchen. Umgekehrt würde dieser Altersunterschied immer noch als skandalös oder zumindest merkwürdig gewertet werden. So auch im Theaterstück. Als Linda sich einen jüngeren Liebhaber nimmt, ist es ein Skandal und man bemitleidet den armen Ehemann. Dass der sich aber ebenfalls mit einer jüngeren Geliebten vergnügt, ist natürlich normal.

Das Stück thematisiert nicht nur das Älterwerden, sondern die damit verbundenen Ideale von Schönheit und Jugend. Es geht um die Beziehung von Müttern und Töchtern, um Eltern- und Kindesliebe, um Schuldfragen, um elterliche Vorbilder und die Verantwortung für das eigene Leben. Letztlich geht es um die Frage, für wen oder was wir leben wollen: für ein größeres Ziel oder für den Augenblick oder vielleicht für beides?

Beim Publikum kam das Stück gut an. Eine Gruppe junger Frauen zeigte sich begeistert und gab dem Theaterstück 10 besser 11 von 10 imaginären Punkten, denn es spräche viele Frauenthemen an, auch solche, die weniger Beachtung fänden. Die Rolle der Linda hatte es ihnen jedenfalls angetan, denn sie sei eine ganz starke, nachahmenswerte Frau.

Das lässt hoffen, denn einige Zuschauerinnen jenseits der 60 beklagten, dass ein Teil der jungen Frauen heutzutage sich eher wieder über die vergänglichen Dinge des Lebens, wie Schönheit, Jugend und Eheleben definieren würde. Dabei könne man doch attraktiv sein, Familie haben und trotzdem Karriere machen, wenngleich bis zu einer kompletten Gleichberechtigung der Geschlechter wohl doch noch ein langer Weg sei, wie die Lebenserfahrenen ausführten.

Das muss am Schluß des Stückes auch Linda einsehen. Eigentlich keine schönen Aussichten, oder vielleicht doch? Denn immerhin bot der Sonntag nach den rund 2,5 Stunden gute Unterhaltung noch jede Menge Zeit zum Austausch und zum Genuß des lauen Frühlingsabends.

Weitere Spieltermine für LINDA: 14. April, 4. Mai, 11. Mai, 24. Mai

[Potsdam Exklusiv] ist dabei - bei den außergewöhnlichen Shows, den großen Bällen, wichtigen Events, am Tisch interessanter Menschen. Ab sofort gibt es davon auch regelmäßig Einblicke auf Meetingpoint Potsdam - ganz exklusiv.

Bilder

v.l. Charlott Lehmann (Tochter Bridget), Katja Zinsmeister (Linda), Joachim Berger (Lindas Ehemann), Mascha Schneider (Tochter Alice), @Thomas M. Jauk
Katja Zinsmeister in der Rolle der Linda, @Thomas M. Jauk
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